BAD WINDSHEIM – „Wir alle wollen Ihnen heute einen wunderschönen Tag bieten.“ Erika Reichert, Vorsitzende des Seniorenrats Bad Windsheim, machte den Besucherinnen und Besuchern des Seniorentags am Mittwoch, 17. September, im Kur- und Kongress-Center ein großes Versprechen – und nach Meinung vieler Beteiligter wurde dieses auch eingehalten.
Über 35 Vereine, Interessengruppen öffentliche Institutionen und Firmen präsentierten im Messe-Teil ihr Angebot an Dienstleistungen und Produkten, die für ältere Menschen von Interesse sind. Der große Andrang während des ganzen Tags war auch der Lohn für das Engagement der Aussteller.
Der Posaunenchor sorgte für den musikalischen Auftakt des Seniorentags. Der katholische Pfarrer Dr. Michael Wildenauer blickte in seiner Andacht auf das gelebte Leben seiner Zuhörerinnen und Zuhörer zurück und hoffte, dass sie dabei entdeckt haben: „Ja, ich wurde geführt. Danke!“
„Wir sind ein gemeinnütziger Verein zur Förderung der Seniorenpolitik, sind ist politisch und konfessionell unabhängig und neutral und treten für ältere Menschen ein. Inzwischen haben wir fast 100 Mitglieder.“ So brachte Erika Reichert die Arbeit des Vereins in ihrer Begrüßungsrede auf einen kurzen Nenner. Dann sprach sie aktuelle Themen an wie die Gesundheitsversorgung (Kampf um den Erhalt des Krankenhauses), Mobilität (das NEA Mobil ist attraktiver geworden), Barrierefreiheit in der Stadt, Bildungsangebote für Senioren (zum Beispiel Fahrten zu Kulturereignissen oder die Reihe „Bildung für alle“ des Seniorenrats), den Ausbau des Radwegenetzes und das Haus der Begegnung als Treffpunkt für Vereine und Initiativen. Die Verbesserung der Lebensqualität in der Innenstadt (Trinkbrunnen, schattige Orte) war ihr ein weiteres Anliegen.
Die Reihe der Grußworte eröffnete Stadtrats-Senior Rainer Volkert. Er wünschte sich, dass sich die Bürgerinnen und Bürger in die Gestaltung der Landesgartenschau 2027 einbringen. Er würdigte den Seniorenrat als inzwischen unverzichtbaren Teil der Stadtgesellschaft. Aus einem Grußwort des Bürgermeisters Jürgen Heckel zitierte er, dass der Seniorentag über die Stadt hinaus wirke und die Zusammenarbeit von Stadt und Seniorenrat gut sei. Landrat Dr. Christian von Dobschütz berichtete, dass 34 Prozent der Landkreisbürger über 60 Jahre alt seien, 18 Prozent jünger als 18 Jahre. Dann bezog er sich auf eine Studie, in der festgestellt wurde, dass Glück im Alter nachweisbar sei. Gelassenheit, Lebenserfahrung, mit sich im Reinen sein, stabile Beziehungen und Gesundheit nannte er als Faktoren. Bei Begegnungen mit älteren Menschen höre er immer wieder, das Zufriedenheit für sie wichtig sei. Den Windsheimern versicherte er, der Landkreis tue alles, um das Krankenhaus zu erhalten.
Josefine Mühlroth kündigte zwei Talente des Zentrums für Pflegeberufe in Scheinfeld an: Uwe Machetanz sang ein „Pflegelied“ zu einer Melodie der „Flippers“, dessen amüsanten Text er selbst gedichtet hatte. Die Schülerin Silvia Wieland rezitierte ein Gedicht von Doreen Kirsche, das die Arbeit einer wichtigen Berufsgruppe ehrlich und charmant beschrieb:; „Pflegekräfte sind halt so…“
Über interessante Informationen aus der Altersforschung informierte der Orthopäde Dr. Dieter Gärtner in seinem Vortrag. Lebenszeiten über 100 Jahre hielt er für möglich, wenn man sein Leben mit zusätzlichen „Gesund-Jahren“ verlängert. Das Altern beschrieb er als Nachlassen der Organfunktionen und schleichende Veränderungen auf der Zell-Ebene, die sich im Körper zeigen. Er empfahl seinen Zuhörern, regelmäßig die Blut-Fette alle halben Jahre vom Hausarzt kontrollieren zu lassen: „Wenn wir also alt werden wollen, müssen wir uns um den Erhalt unserer 35 Billionen Zellen kümmern.“ Chronische Entzündungen, „freie Radikale“ (hochaktive Sauerstoff-Verbindungen) und zu viel Insulin waren für ihn „die bösen Drei“, die das Leben verkürzen. Zahlreiche Tipps in Bezug auf gesunde Ernährung, Verzicht auf Nikotin, Alkohol und Drogen, reichlich körperliche Aktivität, wenig Stress, erholsamer Schlaf, aber auch soziale Bindungen trügen dazu bei, das Leben zu verlängern, war Dr. Gärtner überzeugt. Abschließend beschrieb er die Wirkung von Abnehm-Spritzen und -pillen, aber auch von verschiedenen Fasten-Methoden. Und er gab auch preis, was er persönlich macht, um sein Leben zu verlängern. Sein Fazit: „Aber man muss dabei vernünftig bleiben.“
Moderator Siegfried Heger (2. Vorsitzender) leitete anschließend zu einer anderen Art der Unterhaltung über: „Die Dietschi“ (Daniela Dietsch) – „No – aweng do? Und wie geht’s? Mer muss zufrieden sein…“ plauderte amüsant beispielsweise über Erlebnisse im Supermarkt in der Früh’ um 7 Uhr, über ihren Kampf mit dem angehängten Plastikschraubverschluss an der Wasserflasche oder rätselte beim Klassentreffen, wer wohl wer von den ehemaligen Mitschülern sei. Schwung in die Halle brachte abschließend das Flamenco-Duo „Agua y Vino“ aus Würzburg mit feurigen Rhythmen und Stepptanz.
Frank Lauer