Unscheinbar stehen sie am Straßenrand – können in der Not allesentscheidend sein: Sogenannte „Rettungstreffpunkte“. Das sind kleine Blechschilder versehen mit einer Nummer. Diese Nummer ist ein wichtiger Anhaltspunkt für die Rettungskette Forst. Anhand der Nummer sendet die Leitstelle, die den Notruf erhält, die Feuerwehr und/oder den Rettungsdienst zum richtigen Einsatzort. Dort am Rettungstreffpunkt wartet in der Regel ein Dritter, der die Rettungskräfte schließlich zum Unfallort lotst – so die Idee. Bei forstlichen Arbeiten kommt es in Bayern zu mehreren tausend Unfällen pro Jahr. Oft lässt sich der Unfallort verbal schwer beschreiben, die Rettungskräfte finden den Weg nicht selbstständig. Zudem ist das Gelände nicht selten unwegsam.
Seit Juni 2013 hat die Bayerische Forstverwaltung bayernweite Rettungstreffpunkte für private und körperschaftliche Waldbesitzer erfasst. Im Forstrevier Schrobenhausen wurde nun die turnusmäßige Erneuerung alter, schlecht lesbarer Rettungstreffpunkt-Schilder mit einer Rettungsübung mit der Feuerwehr Langenmosen verbunden.
„Eine hilflose, eingeklemmte Person nach Baumfällarbeiten im Wald bei Langenmosen. Rettungstreffpunkt mit der Nummer: ND-2056…“
Ein Ausschnitt des Notrufs, den Revierleiter Dominik Reil bei der Feuerwehr Langenmosen zu Übungszwecken absetzte. Keine zehn Minuten später trafen rund 20 Kräfte der Feuerwehr Langenmosen am Rettungstreffpunkt ein. Dort wartete bereits Revierleiter Dominik Reil, der in die Rolle des Melders geschlüpft war.
Kostbare Zeit bei der Rettung sparen
Von hier aus ging es direkt weiter in den Wald. Die Rettungskräfte konnten zielgerichtet an den Unfallort geführt werden. Die Unfallstelle musste nicht mühsam gesucht werden. Wertvolle Zeit, die zugunsten des Verunfallten gespart wurde. Die eingeklemmte Person, eine lebensgroße blaue Puppe, lag unter einem gefällten Baum. Schnell hatte Einsatzleiter Alexander Plöckl die Situation im Griff. Jeder wusste was zu tun war. Alle Handgriffe saßen. Während sich einige Feuerwehrleute um den Verletzten kümmerten, sorgten die anderen parallel für genug Licht. Weitere Kräfte hatten die Aufgabe, den Stamm zu unterbauen und abzutrennen. Nach kurzer Zeit konnte der Verletzte geborgen werden und dem Rettungsdienst übergeben werden. Ein Szenario, was durchaus realistisch ist.
Arbeitssicherheit und Rettungstreffpunkte als Lebensversicherung bei Holzerntearbeiten
Die Erneuerung der Beschilderung und die Rettungsübung kommt zur rechten Zeit. Derzeit laufen die Planungen für die Winterhiebe. Waldarbeit ist trotz aller Fortschritte beim Arbeitsschutz nach wie vor eine äußerst gefährliche Tätigkeit. Rund 4000 Menschen in Bayern verunglücken jährlich bei der Arbeit im Wald - hauptsächlich bei der Holzernte mit Einsatz von Motorsäge und Seilwinde. Leider kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Allein in Bayern waren es im Jahr 2024 insgesamt 35. Jeder ist einer zu viel!
Fit im Umgang mit technischer Ausrüstung
Daher ist es von besonderer Bedeutung den Umgang mit der Motorsäge zu beherrschen und die einschlägigen Unfallverhütungsvorschriften (UVV) zu beachten. Hierfür können Motorsägen-Kurse, zum Beispiel beim zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten oder der Waldbauernschule in Kelheim besucht werden. Falls der letzte belegte Kurs einige Zeit zurückliegt, ist eine Auffrischung durchaus sinnvoll.
Die Waldarbeit mit der Motorsäge ist nur mit der entsprechenden Persönlichen Schutzausrüstung auszuführen. Hierzu zählt:
- Forsthelm mit Gesichts- und Gehörschutz Achtung: „Ablaufdatum“ der Helme, UV-Indikator!
- Schnittschutzhose
- Sicherheitsstiefel mit Stahlkappe und Schnittschutzeinlage
- Arbeitshandschuhe
- Forstjacke in Signalfarbe
Beachten Sie, dass beschädigte Ausrüstung unverzüglich ersetzt werden muss!
Oberstes Gebot der Waldarbeit und wertvolle Tipps
- nehmen Sie regelmäßig an Erste-Hilfe-Kursen teil
- arbeiten Sie niemals allein im Wald
- informieren Sie Ihre Familie oder Bekannten über den Ort und die Zeit der Tätigkeiten
- führen Sie stets ein Erste-Hilfe-Set mit sich
- halten Sie ihr Mobiltelefon griffbereit (vorweg Mobilfunknetz und Akku prüfen)
- notieren sie sich den nächstgelegenen Rettungstreffpunkt
Die Rettungstreffpunkte finden Sie im BayernAtlas oder über die Handy-App „Hilfe im Wald“.
Waldarbeit sollte stets ruhig und überlegt angegangen werden. Dabei gilt der Grundsatz: Ein Baum, der jahrzehntelang steht, darf ruhig weitere 10 Minuten stehen, um vor der Fällung eine sichere Baumansprache zu gewährleisten.
Besonders anspruchsvolle Tätigkeiten, wie etwa Baumfällungen unter Spannung oder Sturmholzaufarbeitung sollten nicht mit leichtsinniger Routine durchgeführt werden. Nutzen Sie das Beratungsangebot des zuständigen Revierleiters oder gehen Sie direkt auf Ihre hiesige Waldbesitzervereinigung oder einen Forstunternehmer zu. Diese haben die Möglichkeit die Forstarbeiten hochmechanisiert mit Harvester und Rückezug durchführen - das senkt die Unfallgefahr deutlich.
Rettungskette Forst
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen passieren Unfälle. Wichtig ist es zu wissen, wie man sich im Ernstfall verhält. Die „Rettungskette Forst“ gibt Orientierung:
1. Überblick verschaffen
- Beurteilung der Situation
- Eigensicherung (laufende Maschinen abstellen)
- Unfallstelle sichern
2. Erstversorgung
- sofort tätig werden bei akuter Lebensgefahr
- starke Blutungen mit Druckverband stillen
- Verletzten ansprechen (ist der Verletzte nicht ansprechbar, Atmung und sonstige Körperfunktionen überprüfen)
- gegebenenfalls Herz-Lungen-Wiederbelebung
- verletzte Person so wenig wie möglich bewegen, wenn diese über Taubheit in den Beinen oder Rückenschmerzen klagt
3. Notruf absetzen: 112
- Die 5 W-Fragen beachten!
o Wer ruft an?
o Was ist passiert?
o Wo ist der Unfallort bzw. Rettungstreffpunkt
o Wie viele Verletzte gibt es?
o Welche Verletzungen liegen vor?
- Am Rettungstreffpunkt auf Rettungsdienst warten und zum Unfallort führen
4. Helfer informieren
- weitere ortskundige Personen wie Holzrücker, Familie, Revierleiter informieren, um zusätzliche Unterstützung zu bekommen
5. Unterstützung des Rettungsdienstes
- Rettungskräfte auf besondere Gefahren auf der Hiebsfläche hinweisen (z.B. felsige Abschnitte oder hängengebliebene Bäume)
- Anweisungen des Rettungsdienstes folgen
Tipps und Informationen zur Rettungskette und zu Unfällen im Wald gibt es unter: www.rettungskette-forst.de. Außerdem gibt es eine kostenfreie Broschüre mit dem Titel „Richtig Retten – Tipps für eine professionelle Erste Hilfe bei Unfällen im Wald“.
