Anlässlich des tausendjährigen Jubiläums stellt sich ja schon die Frage, wie das Leben in diesem Dorf früher ganz konkret aussah. Und wie die Leute aussahen, also wie sie sich kleideten. Dazu wurden aus der Fraktion der Grünen heraus verschiedene Besuche in örtlichen Trachtenmuseen unternommen, außerdem hat man sich ins Thema etwas eingelesen.
Erstmal so eine kleine Enttäuschung, es gab keine spezifische Tracht für unser Dorf. Die Ausführung der relevanten Kleidungsstücke hat sich in einem größeren Areal gefunden. Bei der Tracht, das Wort bedeutet „das, was getragen wird“, handelt es sich um eine neuzeitliche Entwicklung. Zuvor gab es strenge Kleiderordnungen, damit die Untertanen nicht ihr Geld für Prunksucht raushauen und sich verschulden. Dass jetzt bitte keiner auf die Idee kommt, die Kosten der Residenz und anderer opulenter Accessoires hoher Herren bezüglich Prunksucht zu hinterfragen!
Was ist eigentlich eine Tracht? Laut Wikipedia etwas Bleibendes, anders als die ständig wechselnde Mode. Der Aufwand, der dafür betrieben werden musste, sollte sich schließlich lohnen. Zur Tracht gehört nicht nur das Gewand, sie umfasst auch sämtliches Zubehör, die Frisur, den Schmuck usw. Was die Grünen für ihr Projekt zum Dorffest interessiert hat, war tatsächlich die sog. Volkstracht.
Und was da nicht alles dazugehört! Vom bloßen Lesen bekommt man einen Schweißausbruch, denn man zwängte sich in zahlreiche Schichten Kleidung. Im Alltag weniger, da ging es schlichter zu, die Kleidung durfte die Arbeit nicht behindern. Aber an Festtagen dauerte das Anziehen gewiss eine Weile. Allein die Zahl der Röcke, die frau übereinander trug ist imposant: leinener Unterrock, baumwollener Wattrock mit Schafwolle gefüttert, wollener Litzenrock, darüber noch eine Schürze.
Über dem Baumwollhemd, das mit Spitze und Stickerei verziert war, trug man sogenannte Mutzen aus schwarzem Samt, die reichlich bestickt waren, oder aber Leibchen mit Pailletten und Borten aufgewertet. Und natürlich das Schultertuch oder ein Brusttuch. Die Strümpfe waren selbstgestrickt, im Sommer aus Baumwolle, im Winter aus Angorawolle und alltags aus Schafwolle. Ihre Farbe hing vom Anlass ab. Selbst im Sommer waren Handschuhe angesagt.
So idyllisch war das Landleben denn doch nicht, wie es uns heute erscheint. Und die Wäschepflege war harte Knochenarbeit. Die Oberbekleidung wurde nie gewaschen, sondern nur gelüftet, Flecken wurden mit einem feuchten Tuch entfernt. Übrigens wurden diese Teile weitervererbt. Wenn man liest, in wie vielen mühseligen Schritten die übrige Wäsche bearbeitet werden musste, dann möchte man den Erfinder der Waschmaschine küssen!
Um so ein bisschen an diese Zeit zu erinnern, werden die Grünen beim Dorffest verschiedene Angebote rund ums Thema Tracht machen. Dann kann man sich selber – im Wortsinn – ein Bild machen. Wir sehen uns am 12. Und 13. Juli!