Den Körper stärken, Gemeinschaft erleben und geistig fit bleiben: Mit diesem Ansatz sind im Projekt „Sorgende Stadt Hemau“ im Sommer die ersten Bewegungskurse für Menschen ab 60 Jahren gestartet. Im Dezember geht der erste Kursblock zu Ende. Teilnehmende und Kursleiterinnen ziehen eine positive Zwischenbilanz.
Hohe Nachfrage
Kursreihen gibt es in Hemau und Hohenschambach. Grundlage der Einheiten ist das sogenannte GESTALT-Prinzip (GEhen, Spielen und Tanzen Als Lebenslange Tätigkeiten), das 2010 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg entwickelt wurde. Die Methode kombiniert leichte körperliche Übungen mit Gedächtnistraining und sozialen Aktivitäten in kleinen Gruppen.
Wie wichtig diese Mischung ist, betont die Hemauer Kursleiterin Claudia Lindner von „Pia’s Frauen Fitness & Reha-VITA“: „Regelmäßige Bewegung kann das Risiko für Demenzerkrankungen nachweislich senken. Es ist nie zu spät anzufangen. Man muss nur mutig sein und sich trauen. Dann wird man mit einem entspannten Körper, einem entspannten Geist und ganz viel Spaß belohnt.“
Übungen mit Effekt, aber ohne Leistungsdruck
Und der Spaß steht bei den Kursen klar im Vordergrund. Die Kursleiterinnen achten darauf, niemanden zu überfordern. Es werden beispielsweise Luftballons jongliert, Gelenke mobilisiert, es wird gedehnt, getanzt und mit Schwungtuch, Gymnastikball oder Schwingstäben gearbeitet. Der Trainingseffekt stellt sich dabei ganz nebenbei ein. Koordinations- und Balanceübungen schulen etwa das periphere Sehen – eine Fähigkeit, die durch ständige Handynutzung zunehmend eingeschränkt wird, im Alltag und insbesondere im Straßenverkehr aber äußerst wichtig ist.
Während in Hemau bislang nur Frauen trainieren, nehmen am Schamarer Kurs auch Männer teil. Die Altersspanne reicht von 60 bis 85 Jahren. Alle werden bei ihrem individuellen Leistungsniveau abgeholt. „Es ist kein Mords-Sportprogramm. Jeder kann mitmachen“, versichert die Hohenschambacher Kursleiterin Roswitha Gabler. Wichtig sei nicht nur die Bewegung an sich, sondern vor allem der soziale Aspekt: ein fester Termin, ein Anlass, das Haus zu verlassen, und die Möglichkeit, andere Menschen zu treffen.
Bewegung schafft Verbundenheit
In den Kursen herrscht eine vertraute Atmosphäre. Es wird gescherzt und viel gelacht. In Hohenschambach wird es zum Kursabschluss sogar ein gemeinsames Frühstück geben. Neben dem körperlichen Wohlgefühl ist es besonders die Gemeinschaft, die den Teilnehmenden gefällt. Die 67-jährige Klaudia Dlapka aus Hemau besuchte zum Beispiel zusammen mit zwei Freundinnen ganz gezielt den Kurs in Hohenschambach, um neue Leute kennenzulernen. Ihr Fazit fällt eindeutig aus: Die Gemeinschaft sei „richtig schön“.
Auch die 80-jährige Ulrike Semmler aus Hemau hat nur Positives zu berichten. Die Bewegung tue ihr gut und sei wichtig, denn: „Wer rastet, der rostet.“
Nach dem gelungenen Auftakt spricht vieles dafür, die GESTALT-Kurse auch 2026 fortzuführen – als Beitrag zu mehr Gesundheit, sozialem Austausch und Lebensfreude im Alter.
