Regensburg (RL). Insgesamt fünf denkmalgeschützte beziehungsweise historische Gebäude und ihre jeweilige Sanierung hielt die Jury für preiswürdig. Am 07. November wurden in Kallmünz ihre Eigentümer mit dem Denkmalpreis des Landkreises Regensburg ausgezeichnet.
In der Kategorie der Baudenkmäler gab es in diesem Jahr vier Preisträger: Den Hauptreis erhielten sowohl der Kapellenverein Anger e.V. als auch Anton Dünzinger für sein ehemaliges Bauernhaus in Weillohe. Auch auf Nutzungskonzepte hatte die Jury bei ihrer Sitzung ein Augenmerk gelegt. Daher gingen Sonderpreise für Innovation und Revitalisierung an Familie Semmler für den Blauhornstadel, beziehungsweise an Janine Brüssing und Philippe Matic-Arnauld des Lions für die Kulturschmiede Kallmünz. Als nicht-denkmalgeschütztes, aber nach denkmalfachlichen Gesichtspunkten vorbildhaft saniertes Haus wurde das Wohnhaus von Daniela Emminger in Tegernheim prämiert. Die Preisverleihung fand im Gasthaus Zum Goldenen Löwen in Kallmünz statt.
Bereits zum neunten Mal verlieh der Landkreis Regensburg einen Denkmalpreis. 2006 hatte der Kulturausschuss die Auszeichnung, die in der Regel alle zwei Jahre vergeben wird, beschlossen.
„Letztendlich bewahrt der Schutz unserer Denkmäler und historischer Gebäude unser kulturelles Erbe, aber mit den besonderen Eigenheiten der Baukultur auch unsere regionale Identität. Diese Leistung verbindet alle Preisträgerinnen und Preisträger des Abends“, so Landrätin Tanja Schweiger bei der Begrüßung.
Vor dem Verfall gerettet
Der Kapellenverein Anger e.V. wurde für die Instandsetzung der 1881/1882 erbauten Kapelle im Markt Laaber prämiert. Das Kleinod hat eine bewegte Geschichte hinter sich, in der unklare Besitzverhältnisse und die Finanzierung früherer Maßnahmen die Dorfgemeinschaft spaltete. Bis sich der 2021 gegründete Verein der Sache annahm und das inzwischen verwahrloste Kirchlein vor weiterem Verfall rettete und zu neuem Glanz verhalf. Zur Seite standen ihm der Planer Wolfgang Kugler aus Kelheim und Restaurator Bruno Fromm aus Parsberg. „Der guten Zusammenarbeit aller Gewerke und vor allem dem Einsatz des Kapellenvereins unter Bernhard Liebl und Theo Emmer ist es zu verdanken, dass dieses für den Historismus typische und in der regionalen Landschaft gleichsam besondere Kirchlein heute wieder in neuem Glanz erstrahlt und auch noch für weitere Generationen das Herz des Dorfes markiert“, hieß es in der Laudatio von Nadine Merk, Mitarbeiterin in der Unteren Denkmalschutzbehörde im Landratsamt.
Anton Dünzinger erhielt für die Sanierung eines alten Bauernhauses in Weillohe, Gemeinde Thalmassing, welches aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt, ebenfalls den mit 2.000 Euro dotierten Hauptpreis. Seit sein Urgroßvater das Haus 1918 erworben hat, befindet es sich in Familienbesitz, stand aber auch lange Zeit leer. Unterstützt von seinem Vater Otto packte Anton Dünzinger 2019 erst die Sicherung und dann die Instandsetzung des Hauses an. Als Architektin leitete Monika Dietrich aus Wiesenfelden die umfangreichen Arbeiten. Besonderheiten, z.B. die Holzschindelverkleidung oder die Schrote, wurden erneuert beziehungsweise restauriert und machen das Haus nicht nur zu einem schönen neuen Heim für Anton Dünzinger und seinen Vater, sondern auch zu einem Schmuckstück, das die Ortschaft Weillohe bereichert. „Das ehemalige Bauernhaus in Weillohe ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass die Sanierung von vermeintlich unscheinbaren und scheinbar hoffnungslos verfallenen Objekten im Besonderen zum Erhalt der Vielfalt der Baukultur unserer Region beiträgt“, sagte Kulturreferent Dr. Thomas Feuerer in der Lobrede auf Dünzinger.
Innovative und mutige Konzepte
Einen Sonderpreis für Revitalisierung bekamen Janine Brüssing und Philippe Matic-Arnauld des Lions, Eigentümer und Betreiber der Kulturschmiede in Kallmünz. Ihr Haus, die Alte Schmiede in der Langen Gasse, steht unter Ensembleschutz und war in einem sehr schlechten Zustand, als sich das Paar an die Instandsetzung machte. In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Troppmann und Kollegen aus Lappersdorf folgten sie bei der Gestaltung dem Thema Schmiede und (Guss-)Eisen und einer mutigen Vision. Wohnraum, Gastwirtschaft, Auftrittsmöglichkeit, Theaterbühne, Workshop- und Ausstellungsraum sowie Studio – all das bietet die Kulturschmiede unter anderem durch einem Multifunktionsraum in der ehemaligen Scheune. Neben der Revitalisierung des Straßen- und Ortsbildes, sei das auch ausschlaggebend für den mit 500 Euro dotierten Anerkennungspreis gewesen, wie Laudator Dr. Thomas Feuerer bemerkte: „Aus dem einst leeren, verfallenden Haus ist ein ziemlich volles geworden. Ein Haus voller Nutzungsmöglichkeiten und Menschen, die wegen des breiten kulturellen und kulinarischen Angebots nun die Alte Schmiede aufsuchen.“
Familie Semmler suchte länger nach einer sinnvollen, zukunftsfähigen Nutzung für den Blauhornstadel in Hemau. Nach einem bereits beschlossenen Abbruch war der Stadel 2007 in die Denkmalliste nachgetragen worden, bevor die jetzigen Eigentümer es 2010 kauften. Das ehemalige Ökonomiegebäude in Wohnraum zu verwandeln stellte sie dabei vor einige Herausforderungen, etwa die vier Wohneinheiten mit genug Licht zu versorgen. Als innovative Lösung diente bei der Sanierung das Haus-im-Haus-Prinzip. „Die Sanierung des Blauhornstadels zeigt eindrucksvoll, wie die Verbindung von traditioneller Handwerkskunst und moderner Bautechnologie zu einer nachhaltigen und zeitgemäßen Umnutzung historischer Ökonomiegebäude führen kann“, begründete Nadine Merk die Auszeichnung mit dem ebenfalls mit 500 Euro dotierten Sonderpreis für Innovation.
Als nicht-denkmalgeschütztes Objekt, das aber nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert wurde, wurde die sogenannte „Villa Margareta“ in Tegernheim prämiert. Das Wohnhaus in der Kellerstraße wurde 1915 sehr repräsentativ erbaut. „Das heutige Erscheinungsbild prägt das Straßenbild deutlich, dank einer behutsamen Gesamtinstandsetzung des Wohnhauses im Jahr 2021 durch Daniela und Andreas Emminger. Der erfahrene Architekt hat mit seinem Engagement und seiner Liebe zum Detail dem Haus den Charme seiner Erbauungszeit zurückgegeben“, sagte Landrätin Tanja Schweiger in ihrer Laudatio.
Andreas Emminger, Architekt und Professor für Architektur, dokumentierte einerseits das Haus wie in der Denkmalsanierung üblich durch digitale Bauaufnahme, Bauteiluntersuchungen und Befundöffnungen. Andererseits orientierte er sich bei der Instandsetzung an originalen Gestaltungselementen und historischen Dokumenten und gab so dem Haus den Charme seiner Erbauungszeit zurück.
Bildunterschrift 1: Landrätin Tanja Schweiger und Kulturreferent Dr. Thomas Feuerer mit den Denkmalpreisträgern 2024. Foto: H.C. Wagner
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