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Nr. 7/25: Die Burg als Museum und Jugendherberge um 1950
Der 7. September 2025 steht vor der Tür, der Tag der großen Neueröffnung der Burg nach Modernisierung und Musealisierung. Im neuen Burgmuseum lässt sich fortan die Geschichte der Burg erleben, wie nie zuvor (und natürlich wieder im neu konzipierten Museum in der Torburg die industrielle Seite Stolberger Geschichte). Eine ähnliche Idee gab es bereits vor etwa 75 Jahren. Um 1950 entstanden Entwürfe für ein Burgmuseum mit angeschlossener Jugendherberge in der Stolberger Burg.
Der gezeigte Lageplan ist Teil des damaligen Konzepts, das offenbar schnell verworfen wurde. Die Themen des damals angedachten Museums waren vielfältig und ambitioniert, und die Pläne für die Jugendherberg realistisch eher nicht umsetzbar. Das 2. Obergeschoss, worin sich seit 40 Jahren die Burggalerie befindet, hätte Gemeinschaftsräume des ‚Jugendheims‘ aufnehmen sollen, während im Dachstuhl selbst die Schlafräume der Jugendherberge hätten Platz finden sollen – der dort nicht in angemessener Weise zu schaffen gewesen wäre. Diese Idee wurde in den Planunterlagen wörtlich rasch gestrichen.
Die Umgebung der Burg sollte dem Plan gemäß mit Parkplätzen und zahlreichen Sitz- und Essgelegenheiten für die Gäste des Museums und vor allem der Jugendherberge ausgestattet werden. Eine neue, doppelläufige Freitreppe sollte vom Burghof zu Parkplätzen und Sitzgruppen führen, die eine schöne, aber alles andere als denkmalgerechte Ergänzung gewesen wäre. Als mutmaßliche Reminiszenz an Jugendgruppen auf Exkursion ist vielleicht das Kompass-Pflaster im Mauerrund auf dem Burghof zu begreifen, das auch die Detailverliebtheit des Entwerfers illustriert. Der neue Weg zum Burghaus in der Vorburg, der angedacht war, spricht für den äußerst praktischen Ansatz der damaligen Überlegungen.
Die heutigen Gastronomieräume im Erdgeschoss, den ursprünglichen Gewölbekellern der Burg, hätten die Museen der Burg- und Stadtgeschichte untergebracht werden sollen. Im Großen Turm wären zeitgenössische wie historische Ausstellungen der Glasindustrie berücksichtigt worden, in anderen Türmen hätten moderne und historische Exponate zur Messingherstellung und allgemeine Industriegeschichte ihren Ort gefunden. Der historische Gerichtssaal, heute Trauzimmer, hätte der Kunstausstellung gedient. Der seit Langem von einem Pfadfinderstamm genutzte Bauteil hätte als Wohnung und Büro des ‚Burgwarts‘ dienen sollen. Da spricht der Zeitgeist, als der Hausmeister gewöhnlich im betreuten Gebäude untergebracht war.
Zwischenzeitlich bekam Stolberg mit dem Museum in der Torburg und dem Museum Zinkhütter Hof zwei Einrichtungen, welche die industrielle Seite Stolberger Stadtgeschichte zum Thema haben. Ab demnächst wird die Burg als multifunktionales Wahrzeichen ein Burgmuseum ihr Eigen nennen, worin ihre eigene Geschichte erzählt wird.
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Foto: Nicht verwirklichter Lageplan-Entwurf für die Gestaltung des Burggeländes, um 1950
(Stadtarchiv Stolberg; Die Pläne waren 2013 vor der Hochwasserkatastrophe für Forschungszwecke gescannt worden.)