– Bürgerkommune Fraunberg –
29. Oktober und 11.November.2025
Gemeindeverwaltung – Schon früh zu Beginn des neuen Schuljahres besuchten die Schülerinnen und Schüler unserer 4. Grundschulkassen die Gemeindeverwaltung. Das Unterrichtsfach HSU (Heimat- und Sachkunde) sieht vor, dass sie sich über den Aufbau und die Aufgaben dieser kommunalen Behörde informieren. Die 4b aus Maria Thalheim mit HSU-Lehrerin Veronika Auer machte den Anfang, die 4a aus Reichenkirchen mit Klassenleiterin Melanie Scheiner war nach den Herbstferien an der Reihe.
Empfangen wurden sie traditionsgemäß von Bürgermeister Hans Wiesmaier, der sie herzlich begrüßte und auch durch die einzelnen Abteilungen begleitete.

Erste Anlaufstelle war Verwaltungsangestellte Helga Poldinger. Sie ist unter anderem Zuständig für das Fundbüro und erklärte den Vorgang, der bei abgegebenen Fundsachen abläuft. „Die Leute bringen uns die Fundstücke und wir tragen sie in eine Liste ein“, erklärte Poldinger.

Sie konnte zu diesem Zeitpunkt zwei Brillen, ein silbernes Armband, Handschuhe für Radfahrer und was die jungen Leute besonders interessant fanden, zwei Handys vorweisen. „Leute die etwas verloren haben, melden sich bei uns und fragen nach“, erklärte die Verwaltungsangestellte. Poldinger erläuterte zudem die Vorgänge bei der Erstellung von Ausweis oder Reisepass. Die Kinder waren gut gebrieft und konnten problemlos die Kriterien für das Foto dieser Dokumente aufzählen.
Im nächsten Büro stand Verwaltungsangestellte Ursula Fischbeck für Auskünfte bereit. Sie erläuterte die Vorgänge im Einwohnermeldeamt. Am Beispiel einer Gemeindeangestellten, die dazu extra ihr Einverständnis gab, wurden die Eintragungen nachvollzogen.

Fischbeck erläuterte Besonderheiten wie Steuernummer oder Sperrvermerk. Die Daten der Lehrerin Frau Auer waren nicht zu finden, da diese in einer anderen Gemeinde wohnt. Als die Frage aufkam, wie lange man in der Gemeinde wohnhaft sein muss um wählen zu dürfen, kam wie aus einem Munde von der gesamten Klasse die Antwort: „Zwei Monate!“ Kein Wunder. Diese Thematik war erst vor kurzem Unterrichtsthema und so wussten alle Bescheid.
Die Vorgänge im Standesamt wurden von Georg Neumaier dargestellt.

Zu Beginn stellte er Lehrerin Veronika Auer auf die Probe. Er zeigte ihr den ersten
Eintrag im Standesamtsbuch der Gemeinde Thalheim aus dem Jahre 1876 der noch in altdeutscher Schrift verfasst war. Auer gab sich keine Blöße und konnte alles fliesend vortragen. Der letzte Eintrag in diesem Buch war 1881. Ab ca. 1955 wurde mit Schreibmaschine dokumentiert. Ab 1974 gab es nach der Gebietsreform für die drei ehemaligen Gemeinden Fraunberg, Reichenkirchen und Maria Thalheim nur noch eine Dokumentensammlung als Standesamtsbuch. Seit 2009 wird nur noch elektronisch gespeichert.
Im Steuer- und Gewerbeamt gab Verwaltungsangestellte Sabine Deutsch Rede und Antwort. Auf ihre Frage, welche Steuern von der Gemeinde erhoben werden, kamen sofort die Antworten: Gewerbe- Haus- und Grund- und Hundesteuer. Deutsch erläuterte die Bedeutung des „Steuermessbetrages“, der vom Finanzamt festgesetzt wird und dessen Zusammenhang mit dem „Hebesatz“, der von der Gemeinde festgelegt wird und die sich daraus ergebende Steuerschuld.

Auch Gebühren für Wasser und Abwasser fallen in ihr Ressort. Interessant ist hierbei immer die Einschätzung der Schüler hinsichtlich der Kosten für den Kubikmeter Wasser und Abwasser. Da höchste „Gebot“ lag beim Abwasser bei 5.000 Euro und somit weit über den tatsächlichen 2,19 Euro.
Interessant fanden die jungen Wissenssuchenden die Zusammensetzung der Hundesteuer. Pro Hund und Jahr sind hier 40 Euro fällig, für einen zweiten Hund 50 Euro und für einen dritten Hund 75 Euro. Dass Besitzer von Hunden der Kategorie 1 (Kampfhunde) mit 500 Euro zu Kasse gebeten werden erstaunte die Kinder. Spontan wurde dann nach kurzem Überlegen Beifall gespendet, als alle froh waren zu hören, dass derzeit in der Gemeinde Fraunberg kein Kampfhund gemeldet ist.
Im nächsten Büro waren die Ressorts Kämmerei und Kasse angesiedelt.
Kämmerer Hermann Hofer und Kassenverwalterin Irmgard Müller erklärten: „Hier läuft alles zusammen was mit Geld zu tun hat. Der Bürgermeister plant mit seinen Gemeinderäten die Ausgaben für das nächste Jahr und diese werden dann im Haushaltsplan der Gemeinde zusammengefasst“. Verblüfft reagieren die Schüler und Schülerinnen immer auf die Zahlen, die mit ihrem derzeitigen Umfeld zusammenhängen. Das für die Schulbusse im letzten Jahr 170.000 Euro eingeplant und auch zu zahlen waren, kam für die meisten überraschend.


Eine wichtige Information waren auch die Zahlen zum Gesamthaushalt der Gemeinde. Dieser wird in diesem Jahr 2025 voraussichtlich mit 14,5 Millionen Euro abgeschlossen werden können.
Im Büro des Verwaltungsleiters Friedhelm Eugel und seiner Stellvertreterin Tanja Göbl ging es unter anderem um Sitzungs- Vor- und Nachbereitung sowie um das Prozedere bei den Baugenehmigungen.
Eugel machte deutlich, dass sie beide als Bindeglied zwischen Verwaltung, Bürgermeister und Gemeinderat fungieren. Ca. alle drei Wochen findet eine Gemeinderatsitzung statt und diese muss vorbereitet werden, die Einladungen erstellt und verschickt werden. Nach den Sitzungen müssen Protokoll geschrieben und die Beschlüsse auch umgesetzt werden.
Stellvertretende Verwaltungsleiterin Tanja Göbl zeigte am Bildschirm verschiedene hinterlegte Pläne. Besonders interessierten sich die Schüler für den Plan des Schulhauses in Maria Thalheim. Auch als Luftbild war das Gemeindegebiet zur Verfügung. „War des a Drohne?“, bemerkte gleich darauf ein Schüler. Göbl konnte ihn jedoch beruhigen und klar machen, dass alle zwei Jahre eine amtliche Befliegung stattfindet und dabei diese wichtigen Luftbilder gemacht werden. Dem vielfachen Wunsch, weitere Pläne aufzurufen konnte man nicht entsprechen, da aus Datenschutzgründen hierfür ein dienstlicher Grund vorliegen muss.


Im Vorzimmer des Bürgermeisters war Verwaltungsangestellte Stefanie Schneider für das junge Publikum da.

Hier ist sie für die vielfältigsten Dinge im Bereich des Gemeindeoberhauptes zuständig, zum Beispiel für die Verwaltung seiner Termine. Derzeit nimmt sie die Redaktion um den Gemeindekalender 2026 in Anspruch. Es müssen alle gemeldeten Termine von Vereinen und Institutionen richtig aufgelistet und an die Druckerei weitergegeben werden. Den Schülerinnen und Schülern war der Gemeindekalender wohl bekannt. Ein weiterer Beweis, dass dieser in allen Haushalten im Gemeindebereich seinen Stellenwert besitzt.
Bürgermeister Hans Wiesmaier konnte in seinem Büro mit dem Goldenen Buch der Gemeinde Fraunberg beeindrucken.

Hochrangige Persönlichkeiten, von dem bayerischen Ministerpräsident Günther Beckstein bis Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt der XIV. haben hier ihre Grußworte niedergeschrieben.
Wie immer werden anschließend die jungen Mitbürger und Mitbürgerinnen in den Sitzungssaal zu einer fiktiven Gemeinderatssitzung eingeladen. Bürgermeister Hans Wiesmaier erläutert zu Beginn die Prozedere. Begrüßung, Feststellung der Beschlussfähigkeit, Abarbeitung der Tagesordnung und dergleichen sind unter anderem vorgegeben.


Die Kinder hatten viele Wünsche. Darunter dass die Bäckerei Sellmaier vergrößert wird oder dass sie weniger Hausaufgaben aufgebrummt bekommen. „Alle diese Wünsche liegen außerhalb meines Entscheidungsbereiches“, erklärte Bürgermeister Hans Wiesmaier. Er lud aber vor Rückfahrt ins Schulgebäude die quirlige Truppe noch zu einer kleinen Brotzeit in den Bürgersaal ein.
Der Besuch der Schulkinder in der Gemeindeverwaltung Fraunberg ist angebracht und wertvoll im Hinblick auf das Unterrichtsfach HSU. Aber mehr als die Erfüllung des Lehrplans zählt dabei, dass die jungen Menschen Einblick in ein funktionierendes kommunales und demokratisch fundiertes System erhalten.
Text und Fotos: R.H.
weiterlesen
