Wenn Musik Geschichten erzählt und Worte zum Klingen kommen: Rund 70 Gäste erlebten vergangenen Sonntag in der Hemauer Stadtbibliothek ein außergewöhnliches Kulturevent. Beim zweiten literarischen Klavierabend lasen bekannte Hemauer Persönlichkeiten aus ihren Lieblingsbüchern – begleitet von klassischer Klaviermusik.
Tiefklingender Beginn
Zum 20-jährigen Bibliotheksjubiläum vor zwei Jahren hatte das Event mit großem Erfolg Premiere gefeiert. Auch bei der Neuauflage sorgte der Pianist und 14-fache Preisträger internationaler Wettbewerbe Lukas Klotz für den musikalischen Rahmen. Mit feinfühlig interpretierten Stücken von Domenico Scarlatti, Franz Schubert und Frédéric Chopin setzte er die vorgetragenen Texte perfekt in Szene.
Den literarischen Auftakt gestaltete Stadtpfarrer Berno Läßer. Er wählte eine Textstelle aus „Pardon, ich bin Christ“ von C. S. Lewis, weithin bekannt als Autor der Fantasy-Reihe „Die Chroniken von Narnia“. Lewis, einst überzeugter Atheist, beschreibt darin seinen Weg zum Glauben. Läßers Vortrag regte mit ruhigem Ton und tiefem Inhalt zum Nachdenken über Religion und den Sinn des Lebens an.
Von Sträter-Mütze bis Seeteufel – ein Abend voller Kontraste
Mit Humor ging es weiter: Bürgermeister Herbert Tischhöfer las drei Kurzgeschichten aus „Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen“ des Comedians Torsten Sträter – zur Begeisterung des Publikums stilecht mit der typischen Sträter-Mütze auf dem Kopf. In den pointierten Alltagsbeobachtungen über quälende Coronatests oder chaotische Parkhauserlebnisse erkannte sich so mancher Zuhörer schmunzelnd wieder.
Den Abschluss bildete Dr. Thomas Feuerer, Leiter des Kulturreferats des Landkreises Regensburg sowie Kreis- und Ortsheimatpfleger. Er machte die Zuhörer mit dem in der Nachkriegszeit vielgelesenen, heute fast vergessenen Autor Werner Bergengruen bekannt. Die skurril-makabre Geschichte „Der Seeteufel“ aus der Erzählsammlung „Der Tod von Reval“ sorgte mit schwarzem Humor und unerwarteten Wendungen für Lacher.
„Es war ein wunderbar abwechslungsreicher Abend – nachdenklich, heiter und klangvoll zugleich“, fasste Bibliotheksleiterin Karola Künzl zusammen. „Solche Veranstaltungen zeigen, wie lebendig und inspirierend Kultur in Hemau sein kann.“
