Der Franzose Pierre Terreaux war als Zwangsarbeiter fünf Jahre in Schönesberg beim Müllerbauern untergebracht. Nach der Befreiung durch die Amerikaner kehrte er 1945 nach Frankreich zurück. Er ließ einen Koffer zurück und versprach ihn später abzuholen.
2019 entdeckte der aktuelle Müllerbauer (Scheuermeyer) den Koffer wieder und informierte den Heimatverein über seinen Fund. Georg Zett konnte anhand des auf dem Koffer angebrachten Zettels die Adresse des Pierre Terreaux ermitteln. Es erfolgte die erste Kontaktaufnahme mit dem Ergebnis, dass die Familie Terreaux den wartenden Koffer gerne abholen würde.
Corona- und krankheitsbedingt kam es zu einem Stillstand in der Korrespondenz.
Im November 2024 wurde dann der Briefwechsel unter tatkräftiger Mithilfe von Herrn Max Direktor wieder aufgenommen. Im Februar teilte uns dann Michel, der Sohn des mittlerweile verstorbenen Pierre Terreaux, mit, dass er voraussichtlich im Juli kommen möchte, um den Koffer seines Vaters abzuholen.
Am Montag, den 21.7. machte sich nun Michel mit seinem Sohn Christophe und dessen Kinder Arthur, Julie und Louise auf den Weg von Bussières-lès-Belmont nach Bayern.
Am Dienstag wurden die französischen Gäste nach dem Hissen der beiden Nationalfahnen von Bgm. Günter Gamisch, Romann Huber, Vorstand des Heimatvereins, und dem perfekt übersetzenden Benedikt Vornberger im Ehekirchener Rathaus begrüßt und der seit 80 Jahren auf seine Abholung wartende Koffer an die Familie seines Eigentümers zurückgegeben.
Es war ein sehr emotionaler Augenblick als der Koffer von den Terreaux’s geöffnet wurde.
Fast ehrfürchtig wurde dessen Inhalt entnommen. Besonders die drei Kinder begutachteten mit großem Interesse die erstaunlich gut erhaltenen Habseligkeiten, die ihr Urgroßvater zurückgelassen hatte. Nach der Besichtigung des Kindergartens und der Grund- und Mittelschule wartete ein bayerisches Weißwurst-Essen auf die deutsch-französische Gruppe. Der Besuch des Müllerbauernanwesens, an dem Pierre Terreaux fünf Jahre als Zwangsarbeiter gut behandelt worden war und die Besichtigung der Kläranlage stand am Nachmittag auf dem Programm.
Kurz zurück nach Frankreich ging es am Mittwoch, denn das Grundstück, auf dem sich das Latour-Denkmal in Oberhausen befindet, ist seit 1800 durch Kauf Eigentum des französischen Staates. 1. Bgm. Fridolin Gössl, 2. Bgmin. Mini Forster-Hüttlinger und Pfarrer Senzedi Serge Kongolu aus Oberhausen liesen es sich nicht nehmen die französischen Gäste zu begrüßen und ihnen die Geschichte des Denkmals zu erklären. Ein Besuch des Jagdschlosses Grünau und eine Stadtführung durch die Altstadt Neuburgs rundete das Programm ab.
Am Donnerstag machte sich die Familie Terreaux mit dem Koffer ihres Vaters, Großvaters bzw. Urgroßvater wieder auf den Heimweg.