Der Feierabendziegel ist ein handgefertigter, verzierter Dachziegel, oft mit Inschriften, Zeichnungen und Symbolen versehen ist. Diese Tradition reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Der Name stammt von der Vorstellung, dass Ziegler nach Feierabend die Zeit fanden, diese Verzierungen anzubringen. Allerdings wurden viele dieser Ziegel auch auf Bestellung gefertigt, insbesondere wenn sie Schutzsymbole oder Glücksbringer darstellen sollten.
Die Ziegel dienten verschiedenen Zwecken: Sie sollten das Haus schützen, Glück bringen oder böse Geister abwehren. Es gibt verschiedene Typen von Feierabendziegeln, darunter Schutzziegel, Inschriftenziegel und Zählziegel. Die ältesten bekannten Beispiele stammen aus dem Jahr 1453.
Unsere beiden Exponate sind als Schutzziegel auszumachen. Der erste mit dem Reiterbild des Hl. Martin steht für die Nächstenliebe und Barmherzigkeit der Hausbewohner. Der zweite Ziegel mit Strahlenkranz und Kreuzkerbung fällt unter das klassische Motiv des "Hexenbesens".
Was ihn besonders macht, sind die vier auffällig eingeritzten, fächerförmigen Muster, die sich über die Oberfläche ziehen. Diese halbkreisartigen Strahlenbündel erinnern sofort an einen Hexenbesen – ein uraltes Schutzsymbol, das Haus und Bewohner vor Unglück, bösen Geistern und Zauberei bewahren sollte.
Heute sind Feierabendziegel begehrte Sammlerstücke und ein faszinierendes Zeugnis der regionalen Kulturgeschichte.