Der nationalsozialistische Weihnachtskult zielte darauf, die NS-Ideologie auf deutsche Weihnachtsbräuche zu übertragen. Die nationalsozialistische Propaganda sollte den Einfluß des christlichen Glaubens auf die Volksgemeinschaft zurückdrängen. So versuchten sie den christlichen Feiertag durch eine nationalsozialistische Interpretation des alten germanischen Brauchs des Julfestes zu ersetzen. Beim Julfest geht es, nicht um die Geburt eines jüdischen Kindes, stattdessen soll die Wintersonnenwende gefeiert werden. Der Weihnachtsbaum hieß Jultanne und die Geschenke brachte nicht der Weihnachtsmann, sondern Frau Holle.
Die Verehrung der Sonne und des wiederkehrenden Lichtes im ausgehenden Monat Dezember geht auf Traditionen in prähistorischer Zeit zurück. Die jahreszeitlichen Wendepunkte (Sonnenwende) schlugen sich entsprechend in Ritus und Mythologie nieder. Die Sonne hatte essentielle Bedeutung für das irdische Überleben. Die Sommersonnenwende trug einen Aspekt des Todes und der Vergänglichkeit in sich. Dem gegenüber standen die länger werdenden Tage nach der Wintersonnenwende, die Leben und Auferstehung verkörperten.
Der Ablauf der Wintersonnenwende ähnelte dem Fest der Sommersonnenwende. Entsprechend dem germanischen Brauch wurden auf Berghöhen Feuer angezündet. In einem Artikel der Münchner Neuesten Nachrichten von 1938 wurde „über das Geheimnis der urdeutschen Weihnacht, des Julfestes, mit dem tiefen Sinn von Mutter und Leben“ geschrieben. Wie bei der Sommersonnenwende wurden auch bei der Wintersonnenwende Wettkämpfe durchgeführt, allerdings nicht zur Prüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit, sondern zur Prüfung der geistigen Fähigkeiten. 1938 z.B. stand die Erforschung der eigenen Ahnentafel im Vordergrund. Wer sie am meisten zurückverfolgen und daraus noch eine Sippengeschichte formulieren konnte, gehörte zu den Ausgezeichneten.
Das Julfest konnte aber in weiten Kreisen der Bevölkerung das Weihnachtsfest nicht ersetzen.