Im April 1945 begann die 3. US-Armee, in die Oberpfalz vorzurücken. Die Wehrmacht war militärisch geschwächt und gezwungen, sich zurückzuziehen. Es wurde versucht, entlang der Donau eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. Doch Hitlers kompromisslose Durchhaltebefehle führten in zahlreichen Städten und Gemeinden der Region zu unnötigen Zerstörungen und tragischen Verlusten. In Schwandorf und Neumarkt kam es infolgedessen zu heftigen Gefechten und großflächiger Zerstörung.
Am 8. Mai 1945 endete schließlich der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Für die Menschen in der Oberpfalz bedeutete dieser Tag das lang ersehnte Ende von Krieg, Angst und Gewalt – zugleich aber auch den Beginn einer schwierigen Zeit des Wiederaufbaus und der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit.
Parsberg Frühjahr 1945 – Kriegsausklang in der Oberpfälzer Provinz
Parsberg, ein kleiner Ort im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz, blieb von großflächigen Zerstörungen weitgehend verschont. Dennoch war das Kriegsende auch hier spürbar: amerikanische Truppen rückten am 23 April 1945 in Parsberg ein.
Durch die beherzte Initiative von Dr. Schrettenbrunner und Pfarrer Fischer verlief die Übergabe an die amerikanischen Truppen weitgehend kampflos, was maßgeblich dazu beitrug, dass Parsberg im Gegensatz zu anderen Orten der Region wie z.B. Neumarkt keine schweren Schäden erlitt.
Die Bevölkerung erlebte eine Mischung aus Angst, Erleichterung und Unsicherheit. Die NS-Herrschaft war zu Ende, doch die Zukunft war ungewiss. Viele Menschen litten unter den Folgen des Krieges: Verlust von Angehörigen, Mangel an Lebensmitteln und die Angst vor der Besatzungsmacht. Auch die Frage nach der Verantwortung und der Aufarbeitung der NS-Zeit rückte allmählich in das gesellschaftliche Bewusstsein.
Das Burgmuseum Parsberg – Erinnerungsort und Lernstätte
Einen bedeutenden Beitrag zur Erinnerungskultur in der Region leistet heute das Burgmuseum Parsberg. Auf rund 1200 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird dort die Geschichte der Region sowie deren geologische und kulturelle Entwicklung anschaulich dargestellt. Besonders hervorzuheben ist die Abteilung „Nationalsozialismus auf dem Land“, die ein differenziertes Bild dieser Zeit zeichnet.
Nationalsozialismus am Land – Die Rolle Parsbergs unter dem Hakenkreuz
Die Ausstellung beleuchtet eindrucksvoll, wie tief der Nationalsozialismus auch in ländliche Regionen wie Parsberg eindrang. Zahlreiche Originaldokumente, Fotos, Frontberichte und Exponate zur Zwangsarbeit zeigen, wie sich die Diktatur auf das tägliche Leben der Bewohner Parsbergs auswirkte. Besonders erschütternd sind die Zeugnisse der Zwangsarbeit und der Ausgrenzung Andersdenkender.
Diese museumspädagogisch aufbereitete Sammlung macht Geschichte erlebbar und zeigt auf, wie stark die nationalsozialistische Ideologie auch das scheinbar unpolitische Landleben prägte. Ein mahnendes Beispiel für das Funktionieren totalitärer Systeme auch fernab der Metropolen.
Parsberg und sein Burgmuseum stehen exemplarisch für viele Orte in der Oberpfalz, die das Kriegsende 1945 in unmittelbarer Frontnähe und mit langfristigen Folgen erlebten. Das Museum bietet die Möglichkeit, diese komplexe Vergangenheit greifbar zu machen – ein Ort der regionalen Erinnerungskultur und der politischen Bildung.