Altes bewahren und Neues wagen: 25 Jahre Kirchenweihe Stegaurach
Sie wurde aus der Not geboren und am Ende sind alle sehr angetan von der „Theologie der Schönheit“ (Eckler): Die Rede ist von der Erweiterung und umfassenden Neugestaltung der Stegauracher Kirche.
Schon 1967 sah sich der damalige Pfarrer Krabbe veranlasst, einen Brief an den Generalvikar zu schreiben, in dem er darauf hinwies, dass die sonntägliche Besucherzahl der Gottesdienste zwar gerade noch aufgefangen werden könne. Weil aber die Gemeinde Jahr für Jahr wachse, sei die Kirche in einigen Jahren zu klein für die vielen Gläubigen. Sein Nachfolger, Andreas Eckler, packte das Thema mutig an, und zwar nicht nur pragmatisch, sondern visionär, mutig und theologisch progressiv. In seiner Einladung zur Grundsteinlegung 1997 schrieb er: „Mit dem Turm und Chor und der barocken Ausstattung haben wir Wertvolles bewahrt und erhalten. Das Längsschiff werden wir der heutigen Liturgie und einer sichtbaren Gemeinschaftsform mit dem Altar in der Mitte aufbauen [sic!]. Somit wagen wir es auch unseren geistigen Weg in das dritte Jahrtausend aufzuzeigen.“
Angesichts dieses couragierten Auftakts im Sinne des II. Vatikanischen Konzils entschied man sich folgerichtig für die Umsetzung eines Entwurfs, der unter 28 bei einem landesweiten Architektenwettbewerb eingereichten Modellen den Sieg davontrug, wie der damalige Kirchenpfleger Anton Tschiggfrey beim Festgottesdienst referierte. 1997 dann: Spatenstich, Grundsteinlegung und Richtfest. Die hochherzigen Spenden der Gläubigen von insgesamt 1,5 Mio. DM trugen zur Finanzierung bei und so konnte der Erzbischof am 21.03.1999 zur Einweihung freudig empfangen werden – vermutlich ebenso mit „Großer Gott, wir loben dich“, wie nun, eine Generation später, beim Jubiläum gesungen wurde.
Auch Maria Sauer, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats von 1994 – 2002, war als Zeitzeugin anwesend und begab sich freudestrahlend mit dem tragbaren Mikrofon auf eine kleine Runde vom Ambo bis zum Taufbecken, schwelgend in Erinnerungen, die Anekdoten sprudelten aus ihr hervor wie das Wasser aus der Fontäne. Lebendiges Wasser, schon im Kirchenvorraum, wo sonst meist im Weihwasserbecken nur eine stille Pfütze steht, erschloss sie als zentrales Symbol für eine lebendige Gemeinde, die als Motto in der großen Rotunde des Kirchenraums das Wort Jesu aus dem Johannesevangelium vor Augen hat: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“
Kreisrund wie diese Inschrift ist auch der Altar, eine Tafelrunde der durch die Taufe alle Gleichen und mit dem Heiligen Geist in der Firmung Besiegelten, wie in der bezaubernden Sage von König Artus. Wie wohltuend mag das auf Unzählige schon gewirkt haben, die den hierarchischen Klerikalismus mancher Amtsträger nur mit traurigem Kopfschütteln quittieren können. Hatte das Konzil doch schon vor fast 60 Jahren dezidiert gelehrt: „Jede Form einer Diskriminierung […] in den Grundrechten einer Person, sei es wegen des Geschlechts [oder aus anderen Gründen] muss überwunden und beseitigt werden, da sie dem Plan Gottes widerspricht.“
Der charismatische Pfarrer Eckler, Funken sprühend vor Begeisterung, schwärmte vom Bild des Clowns in den rechten Farbglasfenstern, der als Christus, der Narr den Anfang gemacht hat für das Reich Gottes. Mit den Worten Ecklers: „Ein Narr der Toleranz gegen alle Härte und Brutalität […] Ein Narr für die Mitwelt gegen alles Zerstören, Vergiften… Ein Narr für IHN, der hoffnungslos in uns vernarrt ist.“
„Vertraut den neuen Wegen“ sang die Festgemeinde leidenschaftlich, bevor sich über 120 von ihr ins Pfarrheim begaben, um sich herzlich zu freuen und lange zu feiern.
Bernd Franze