Wie fühlt es sich an, wenn das Kleingedruckte verschwindet und Gespräche zu Rätselraten werden? Mit dieser eindringlichen Frage öffnete die Gemeinde Wülfershausen a. d. Saale gemeinsam mit dem Blindeninstitut Würzburg die Türen zur Informationsveranstaltung „Wenn die Sinne in die Jahre kommen“ – ein voller Erfolg, der bewegt, aufrüttelt und Mut macht.
Auf Einladung von Bürgermeister Wolfgang Seifert und der Quartiersmanagerin Nicole Köllmer-Holl versammelten sich vor kurzen rund 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger, darunter viele Senioren, im TSV-DJK Wülfershausen. Gemeinsam mit engagierten Schülerinnen und Schülern der Ergotherapie- und Physiotherapieschule der Berufsfachschule für Pflege und Therapieberufe RHÖN-KLINIKUM AG wurde ein generationsübergreifender Austausch ermöglicht, der unter die Haut ging.
Sinnesverlust – ein unterschätztes Risiko mit weitreichenden Folgen
Denn was viele verdrängen, wurde an diesem Tag greifbar: Mit dem Alter verändern sich unsere Sinne – besonders das Hören und Sehen nehmen ab. Doch die damit verbundenen Auswirkungen auf Lebensqualität, Sicherheit und soziale Teilhabe sind nach wie vor zu wenig im öffentlichen Bewusstsein verankert. In Deutschland leben über 13 Millionen hörbeeinträchtigte Menschen, darunter fast 1,2 Millionen mit einer hochgradigen Einschränkung oder an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit. Auch im Bereich der Sehbeeinträchtigungen sprechen die Zahlen des Statistischen Bundesamts eine klare Sprache.
Erleben statt nur zuhören: Ein Parcours der Sinne
Ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung war der interaktive Sinnesparcours. Hier konnten die Teilnehmenden selbst erleben, wie sich Sinnesbeeinträchtigungen im Alter anfühlen – mit Augenbinden, Simulationsbrillen und Geräuschdämpfern. Die Erfahrung: eindrucksvoll und nachhaltig. Ergänzt wurde das Angebot durch die Möglichkeit, verschiedenste Hilfsmittel – von der einfachen Lupe bis zum modernen Bildschirmlesegerät – direkt vor Ort zu testen.
Bürgermeister Seifert: „Aufklärung ist Fürsorge – und unsere Pflicht“
„Es gehört zur Verantwortung unserer Gemeinde, den Menschen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ein selbstbestimmtes Leben führen können – gerade im Alter. Aufklärung, Prävention und Sensibilisierung gehören deshalb zu unseren Kernaufgaben“, betonte Bürgermeister Wolfgang Seifert. Die Gemeinde Wülfershausen wolle mit dieser Veranstaltung nicht nur informieren, sondern auch dazu ermutigen, Veränderungen ernst zu nehmen und frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen.
Ein Gewinn für alle Generationen
Für die angehenden Therapeutinnen und Therapeuten war die Veranstaltung weit mehr als ein Unterrichtstag – sie war eine Schulung fürs Leben. Der direkte Kontakt zu Betroffenen und die intensive Auseinandersetzung mit Alter und Einschränkungen schärften das Bewusstsein für die Herausforderungen im späteren Berufsalltag.
Fazit: Ein starkes Zeichen für mehr Teilhabe, Respekt und Vorsorge
Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie stark der Wunsch nach Wissen und Austausch zu diesem sensiblen Thema ist. Die Gemeinde Wülfershausen hat mit „Wenn die Sinne in die Jahre kommen“ ein wichtiges gesellschaftliches Signal gesetzt – und unter Beweis gestellt, dass sie Verantwortung nicht nur trägt, sondern lebt.