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Ausstellung: 25 Jahre "Letzte Fuhre" und AK Gehwissen - bürgerschaftliches Engagement für Demokratie und Toleranz. Ein Blick auf die Anfänge
Stadtarchiv Iphofen
04.10.2025, 12:58
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Seit 25 Jahren wird in Iphofen im Oktober die „Letzte Fuhre“ veranstaltet, ein fröhliches Fest von Winzern, die mit ihren festlich geschmückten Wägen zum Abschluss der Weinlese durch die Stadt ziehen. Am Marktplatz tanzt die Winzertanzgruppe, verschiedene Ansprachen und die Segnung der Lese schließen den offiziellen Teil ab. Das vorher stattfindende Friedensgebet sowie die Ansprachen verweisen auf den Ursprung des Festes. Dieser liegt nicht – wie der Weinfreund vermuten könnte – in einer reinen Erntedankfeier, wenn dies auch damit ausgedrückt werden soll – sondern hat einen politischen Hintergrund.

Im August 2000 wollte ein gerade in die Stadt gezogener, in der rechten Szene aktiver 21-jähriger Mann den in Wunsiedel verbotenen Gedenkmarsch für den ehemaligen NS-Reichsminister Rudolf Heß in Iphofen durchführen. Mehrere Anträge konnte das Landratsamt Kitzingen verbieten. Nachdem diese Aufmärsche verhindert werden konnten, war zu befürchten, dass die rechte Szene weitere Versuche unternehmen würde, um in Iphofen Präsenz zu zeigen. Mittlerweile hatten sich in der Stadt jedoch schon viele Bürgerinnen und Bürger gefunden, die sich engagiert dafür einsetzten, dies nicht zu akzeptieren. Sowohl die beiden christlichen Kirchen, vertreten durch Pfarrerin Bromberger und Pastoralreferent Baier, der Stadtrat als auch ein Großteil der Stadtbevölkerung stellten sich durch schriftliche Erklärungen und vielfältige Aktionen gegen rechte Ideologien. Es gründete sich der „AK Gewissen“ (heute „AK Gehwissen“).

Für den 14. Oktober 2000 wurde von rechten Kreisen erneut eine Versammlung in Iphofen angemeldet. Da die Rechtsextremisten wie angekündigt nicht wie im August das Verbot des Landratsamtes akzeptieren wollten, sondern gerichtliche Schritte einleiteten, kam es zu einem Rechtsstreit, der über mehrere Instanzen bis zum Bundesverfassungsgericht ging. In Iphofen musste man sich neue Argumente überlegen, die zu einem Verbot der rechten Versammlung führen könnten. Eine traditionsreiche Großveranstaltung schien eine Möglichkeit zu sein, eine weitere rechte Großveranstaltung unmöglich zu machen, was schließlich auch gelang.

Die „Letzte Fuhre“ war geboren und wurde nun wirklich zur Tradition. Trotz allen Frohsinns hat man in Iphofen nicht vergessen, was die Ursprünge waren und gedenkt diesen im Friedensgebet sowie in den Ansprachen.

Wer mehr über den genauen Ablauf der Ereignisse, die Anfänge des „AK Gehwissen“ und deren großes Engagement durch die Jahrzehnte erfahren möchte, sei der Besuch der Ausstellung in der Verkündhalle des Historischen Rathauses in Iphofen, Marktplatz 1, empfohlen. Der Eintritt ist frei.

Öffnungszeiten

Samstag, 11.10.2025, 11-13 und 15-18 Uhr (Letzte Fuhre)

Sonntag, 12.10.2025, 14-17 Uhr

Samstag, 18.10.2025, 14-17 Uhr

Sonntag, 19.10.2025, 14-17 Uhr


Beschreibung