Zum Thema „Vom Wald als Wärme ins Haus“ lud Bürgermeister Martin Hundsdorfer den Gemeinderat zu einem Lokaltermin in den „Ellmannsdorfer“ Gemeindewald und anschließend in die Firma Burkhardt, Werk 3, sowie in die Zentrale an der Bahnhofstraße ein. „Wir sind näher dran“, sagte Bürgermeister Martin Hundsdorfer in Bezug auf Nahwärme für Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde Mühlhausen. Rund 100 Wohnhäuser, Mühlhausener Firmen sowie die gemeindlichen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Verwaltung werden von der Firma Burkhardt mit Nahwärme nachhaltig versorgt. Diese wird aus Restholz wie Hackschnitzeln und Pellets gewonnen. „Alles kann man nicht auf einmal schaffen“, so Martin Hundsdorfer. Demnächst will Professor Brautsch aus Amberg bei einem Vortrag in Sulzbürg die Bürgerinnen und Bürger für Nahwärme gewinnen. Das neue Baugebiet "Auf der Richt" in Sulzbürg werde an das Netz angeschlossen.
Übrigens: Die Gemeinde Mühlhausen ist mit knapp mehr als 25 Prozent an der Nahwärme GmbH Mühlhausen beteiligt.
🌲🌍 Waldwirtschaft und Nachhaltigkeit in Mühlhausen
Försterin Carolin Hettenhausen ist in der Gemeinde Mühlhausen für rund 65 Hektar Wald zuständig. Der Jahreshiebsatz liegt laut Forstbetriebswerk bei rund 250 Erntefestmetern, sagte sie den Räten um Bürgermeister Hundsdorfer. „Durch Kalamitäten wie Schneebruch und Borkenkäfer kann sich diese Menge ungeplant verändern.“ Für den Gemeindewald gibt es einen Plan, das sogenannte Forstbetriebswerk, der alle 20 Jahre von Experten erstellt wird. Dort wird ermittelt, wie viel Holz nachwächst, welche Baumarten im Wald vorkommen und wie die Altersanteile dieser Baumarten sind. Der Zuwachs liegt im Gemeindewald bei 5,01 Festmeter pro Hektar und Jahr. „Genutzt werden nur 3,82 Festmeter (Kubikmeter) pro Hektar und Jahr. Von 1984 auf 2007 ist der Vorrat von 125 auf 207 fm/ha um 66 Prozent gestiegen. Auch in den letzten Jahren ist der Wald unter dem Zuwachs genutzt worden und damit ist weiterer Vorrat (Masse an Holz) aufgebaut worden.“ Pflege und damit Durchforstungseingriffe seien notwendig, um den Wald zu stabilisieren und zu erhalten. Ebenso werde durch Pflege die Baumartenzusammensetzung gesteuert. „So können klimaresistente Baumarten wie die Eiche gefördert werden.“
🔬🚀 Innovative Holzvergasung bei der Firma Burkhardt
Holger Burkhardt erläuterte im Rahmen des Termins: „Die Firma Burkhardt entwickelt und baut Holzvergasungsanlagen und BHKW. Mit dieser Anlagentechnik kann 100 Prozent Holz in 30 Prozent elektrische Energie und 50 Prozent thermische Energie umgewandelt werden. Als Input dient ausschließlich Sägewerksrestmaterial, wie Späne oder Hackschnitzel aus Sägewerken, und nicht sägefähiges Holz, wie Industrieholz oder Papierholz. Mit einer Anlage können unabhängig von Wind und Sonne zwischen 400 und 600 Haushalte mit Strom versorgt und ca. 200.000 Liter Heizöl ersetzt werden. Insgesamt sind weltweit 350 Anlagen in Betrieb. Neben Deutschland wird die Anlagentechnik in Japan, Österreich und der Schweiz stark nachgefragt. Die Kombination aus nachhaltiger Strom- und Wärmeproduktion aus Holz macht die Anlagentechnik zur idealen Ergänzung für die Energiewende. In Fern- und Nahwärmenetzen kann die thermische Energie sehr gut zu den Wärmeabnehmern geführt werden. Mit dem Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung unterstützt die Bundesregierung diese Technik. In Mühlhausen summiert sich das Nahwärmenetz auf über 12 km Leitungslänge und eine Anschlussleistung von 4.400 kW. Das Kundenportfolio reicht von Einfamilienhäusern über Gewerbebetriebe bis hin zu Kindergärten, Schulen und vieles mehr. Seit 2009 wurde über drei Heizhäuser in Mühlhausen viel Erfahrung gesammelt, die der Firma Burkhardt in vielen weiteren Projekten zugutekommt.
Über die Strom- und Wärmenutzung hinaus wird bei der Firma Burkhardt in alle Richtungen mit über 20 Entwicklern geforscht. So laufen aktuell zwei geförderte Projekte, in denen durch Holzgas direkt Erdgas ersetzt wird. Zum einen wird in der Ziegelindustrie ein Tunnelofen mit Holzgas betrieben und zum anderen in der Keramikindustrie ein Brennofen. Ziel bei diesen Projekten ist es, Erdgas 1:1 gegen nachhaltige heimische Energie zu ersetzen. Darüber hinaus versucht die Firma Burkhardt durch weitere Prozessschritte aus dem Holzgas Wasserstoff, Methanol oder Holzdiesel zu gewinnen. Nicht zuletzt kann die Holzvergasung durch Veränderung der Prozessparameter dauerhaft CO2 aus der Atmosphäre holen. Durch die Auskopplung von Holzkohle aus dem Prozess und deren Verwendung in Kunststoffen, Beton oder anderen Bereichen wird mit jedem Kilogramm Holzkohle ca. drei Kilogramm CO2 dauerhaft aus der Umgebung abgeschieden. All diese Themen zeigen, dass die Holzvergasung, obwohl eine alte Technik, fit für die Zukunft ist und einen wertvollen Beitrag zur Energiewende leisten kann.“