Im Rudolf-Loh-Center erfahren sie, was gerade in ihrer Gemeinde passiert und geplant ist
DIETZHÖLZTAL-RITTERSHAUSEN. Einmal im Jahr – so schreibt es die Hessische Gemeindeordnung vor – soll der Vorsitzende der Gemeindevertretung zu einer Bürgerversammlung einladen. Eine Verpflichtung, der Stefan Scholl (SPD) gerne nachgekommen war und zusammen mit Bürgermeister Andreas Thomas über 100 Dietzhölztaler im Rudolf-Loh-Center begrüßen konnte. Anders als beim nichtöffentlich tagenden Gemeindevorstand und den öffentlichen Sitzungen der Gemeindevertretung und ihrer Ausschüsse haben die Bürger hier die Möglichkeit, selbst das Wort zu ergreifen, Fragen zu stellen, Anregungen zu geben und Kritik zu üben.
Investitionen in Gebäude und Infrastruktur
Zunächst aber stellte Bauamtsleiter Michael Schneider einen ganzen Reigen von Bauarbeiten vor, die, wie der 2,5 Millionen Euro teure Bau des neuen Mandelner Feuerwehrgerätehauses oder die grundhafte Sanierung der Ewersbacher Jägerstraße bereits begonnen haben – oder die wie etwa die Sanierung des Ewersbacher Bahnhofs noch in der laufenden Planung sind.
Ewersbacher Bahnhof, Sportheim, Teehaus,...
Mit der soll im kommenden Jahr begonnen werden: Für rund 550.000 Euro sollen Dach und Fassade des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes erneuert werden. Für das kommende Frühjahr ist auch die Sanierung des Sportheims am Burbachstadion geplant – 130.000 Euro fließen dann unter anderem in Dach, Fassade, Fenster, Türen und die Sanitäranlagen.
Mehr Sicherheit für Radfahrer
Noch in diesem Jahr, voraussichtlich ab September, ist die Sanierung des Teehauses in Steinbrücken vorgesehen. Für 220.000 Euro wird das Gebäude grundlegend saniert und soll sich dann in ein kleineres Dorfgemeinschaftshaus verwandeln. Zur gleichen Zeit soll auch die obere Fußgängerbrücke am Hammerweiher für rund 90.000 Euro erneuert werden, derweil die untere noch vor Beginn der Sommerferien ausgewechselt worden sein soll.
In den Sommerferien wird die Ufermauer der Dietzhölze hinter den Containern der Jung-Stilling-Schule zur Baustelle. Sie muss – vom Hochwasser mehrfach unterspült – an dieser Stelle erneuert werden. In den Sommerferien steht zudem eine Querungshilfe für den Radverkehr am Ortseingang von Steinbrücken auf dem Plan. Im Zuge des letzten Bauabschnitts der Landesstraße nach Eibelshausen soll der von dort kommende Radweg verlängert und dann im Kurvenbereich auf die Ortsdurchfahrt geführt werden.
Für ein oder zwei weitere Radwege-Querungen im Bereich des Hammerweihers, wo die Landesstraße nach Mandeln überquert werden muss, seien die Planungen abgeschlossen, erklärte der Bauamtsleiter. Derzeit würden mit Hessen Mobil noch Fördermöglichkeiten für das Projekt abgeklärt.
Neues Rathaus hat Priorität
Diskussionsbedarf gab es aber vor allem zum angedachten Standort des neuen Rathauses auf dem ehemaligen Festplatz in der Friedrichstraße. Ob denn auch nach Alternativen zu diesem Platz gesucht worden sei, wollte etwa Roland Sterzik wissen. Die Gemeinde verfüge über keine andere baureife Fläche in dieser Größenordnung, erklärte Bürgermeister Andreas Thomas. Andere Flächen für das Projekt aufzukaufen und bauplanungsrechtlich zu ertüchtigen, sei mit erheblichen zeitlichen Verzögerungen verbunden – Zeit, die weder die Gemeinde für das mit Brandschutzmängeln behaftete Rathaus noch der Kreis für die dringend nötige Erweiterung der Jung-Stilling-Schule habe.
Kritisch wurden auch die Überlegungen gesehen, das Evangelische Gemeindehaus in der Oranienstraße für den Umbau zu einem Dorfgemeinschaftshaus zu kaufen. Ein Problem sahen Anwohner vor allem in den nicht ausreichend vorhandenen Parkmöglichkeiten rund um das Gebäude.
„Blitzer“ in Steinbrücken wird geprüft
Ein Dauerthema ist die Verkehrssituation in der Ortsdurchfahrt von Steinbrücken. Etwa zehn Prozent der 6500 bis 7000 Fahrzeuge, die hier täglich unterwegs sind, fahren statt der erlaubten 50 mindestens 59 Stundenkilometer schnell. Das haben verdeckte Messungen ergeben, die Johannes Schubert aus dem Rathaus vorgenommen hat.
Nachdem sowohl Tempo 30 als auch ein Zebrastreifen von den übergeordneten Behörden in der Vergangenheit abgelehnt worden waren, könnte künftig ein „Blitzer“ in Höhe der früheren Tankstelle die Schnellfahrer ausbremsen. Derzeit werden Angebote für ein solches Gerät, das in beide Fahrtrichtungen misst, eingeholt. Liegen die vor, muss die Gemeindevertretung entscheiden.
Solide Finanzen der Gemeinde
Noch besser als erhofft und zum letzten Jahreswechsel geplant, steht es um die aktuellen Finanzen der Gemeinde. Das berichtete Susanne Fey, die außerdem noch einmal die Änderungen bei der Grundsteuer erläuterte. Deren Mehreinnahmen belasteten viele Bürger, zugleich entlasteten sie aber die Anwohner der Straßen, die nun grundhaft saniert werden sollen. Zwischen 34 und 249 Jahre dauere es, bis diese mit dem Plus bei der Grundsteuer den Betrag erreichten, den sie bislang als Anliegerbeitrag hätten zahlen müssen, rechnete sie vor. Dafür wurden aber die Straßenbeiträge abgeschafft und erspart Grundstückseigentümern hohe Einmalzahlungen bei der grundhaften Erneuerung der Straße entlang ihres Grundstücks.
Die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Mandeln, das berichtete der Bürgermeister abschließend, werde noch im Laufe des Herbstes aufgelöst und dann im Oktober abgebaut.
Bilder + Text: Frank Rademacher
Bilder:
Über 100 Dietzhölztaler waren zur Bürgerversammlung ins Rudolf-Loh-Center nach Rittershausen gekommen, um sich über Aktuelles in ihrer Gemeinde informieren zu lassen.
Stefan Scholl, Vorsitzender der Gemeindevertretung, hatte zur Bürgerversammlung eingeladen.
Bürgermeister Andreas Thomas stand zusammen mit Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung den Bürgern Rede und Antwort.
Der Neubau des Mandelner Feuerwehrgerätehauses feierte mittlerweile Richtfest und geht zügig voran.
Das Evangelische Gemeindehaus in der Oranienstraße – eine Option für das neue Dorfgemeinschaftshaus.