Erbendorf – Die Vorstandschaft und Stadtratsfraktion der CSU Erbendorf besuchte am 24. April das ARVSozialzentrum im Gewerbegebiet, um sich ein Bild von der Arbeit im Bereich der mobilen Pflege zu machen.
Thilo Schmidt, ehrenamtlicher Vorsitzender des AllgemeinenRettungsverbandes Oberpfalz e.V., stellte die Entwicklung und die aktuellen Herausforderungen des 51 Jahre alten Vereins vor. Der ARV bietet ein breites Spektrum sozialer Dienstleistungen an: Von der Gruppenarbeit für Menschen mit Multipler Sklerose über Sanitätsdienste bis hin zur ambulanten Pflege und Tagespflege. Aktuell betreut der Verband rund 550 Menschen ambulant, beschäftigt 221 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zählt 290 Mitglieder. Der ARV ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband und gut regional vernetzt.
Einblicke in die konkrete Arbeit der Erbendorfer Sozialstation präsentierte Tanja Gradl, die als Pflegedienstleiterin die Aufgaben des mobilen Pflegedienstes koordiniert. Vor Ort und im näheren Umkreis versorgen 49 Pflegekräfte täglich etwa 125 Patientinnen und Patienten – Tendenz steigend. Wie überall in der Branche kämpft auch der ARV gegen den Fachkräftemangel. So habe man eigens sogenannte Mama-Touren eingeführt. Diese sind zeitlich so koordiniert, damit es Müttern ermöglicht wird, Beruf und Familie besser miteinander vereinen zu können. Ein Modell, das sehr gut funktioniere, so Gradl.
Ein eigener Fuhrpark von 15 Fahrzeugen ermöglicht eine zuverlässige Betreuung der Patienten. Doch die Kostenentwicklung bei Fahrzeugen stellt den Verband zunehmend vor Herausforderungen. "Kleine, günstige Fahrzeuge gibt es kaum noch", berichtete Thilo Schmidt. Offen sei man auch für das Thema Elektromobilität, aber auch hier sind die Fahrzeuge aktuell noch zu teuer in der Anschaffung.
Ein weiteres Thema war die finanzielle Lage: Der ARV steht laut Schmidt gut da. Trotzdem führen die steigenden Kosten zu immer größeren Herausforderungen, vor allem, wenn es um Investitionen in die Zukunft geht. Insbesondere die offene Behindertenarbeit, finanziert durch den Freistaat Bayern, steht unter Druck, da Kürzungen befürchtet werden. Auch im Bereich der Schuldner- und Insolvenzberatung verzeichnet der ARV seit 2020 einen starken Anstieg der Fallzahlen – ein Trend, der sich voraussichtlich fortsetzen wird.
Diskutiert wurde zudem die Belastung durch Bürokratie in der Pflege. Zwar trägt sie zur Qualitätssicherung bei, doch der Aufwand ist erheblich. Moderne Technologien, wie die digitale Dokumentation per Smartphone, helfen, den Aufwand zu reduzieren: Pflegekräfte können Informationen direkt beim Patientenbesuch aufnehmen und der digitalen Patientenakte zuordnen.
Angesprochen wurden auch die strukturellen Probleme der Pflegebranche. Trotz verbesserter Verdienstmöglichkeiten – insbesondere durch den Anschluss an Tarifverträge – kämpfen Einrichtungen wie der ARV weiterhin mit der Nachwuchsgewinnung. Durch eine Kooperation bildet man nun erstmals auch junge Menschen aus El Salvador zuPflegekräften aus. Außerdem gibt es pro Jahr durchschnittlich einen Auszubildenden bzw. Auszubildende des ARV, die am Berufsbildungszentrum Erbendorf den schulischen Unterricht besucht.
Kritik wurde auch am politischen Umgang mit dem Thema Pflege laut: Weder die jüngsten Pflegereformen noch der Koalitionsvertrag greifen die Probleme ausreichend auf. "Pflege wird uns als Gesellschaft aufgrund der Bevölkerungspyramide mindestens bis 2045 massiv beschäftigen", betonte Schmidt abschließend. "Danach könnte sich die Lage erst etwas entspannen."
Die Mitglieder der CSU zeigten sich beeindruckt von der Vielfalt und Bedeutung der Arbeit des ARV und betonten, dass die Sicherstellung einer hochwertigen Pflege eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Stellvertretender Vorsitzender Matthias Fütterer bedankte sich für die interessanten Einblicke in die Arbeit des ARV und überreichte den Gastgebern ein kleines Geschenk.