Text von Diplom-Biologe Hajo Bittner Am Samstag, den 09.08.2025 fand im Bereich des Keßstieg eine Schmetterlings-Exkursion statt. Im Bereich des sensiblen Ökosystems Kalkmagerrasen wurde auf ein Betreten abseits des Weges verzichtet. Hier fand das Zeigen der Schmetterlinge mit den Teilnehmern an den Wirtschaftsweg statt. Begonnen wurde am Samstag-Vormittag um 10 Uhr und endete um 13 Uhr. Getroffen haben wir uns an der Übersichtstafel im Bereich des hier eingezeichneten STANDORT. Eingeladen hatte die Nabu Ortsgruppe Roßbach durch Werner Haaß. Die Exkursion leitete der Diplom-Biologe Hajo Bittner. Es nahmen ca. 10 Teilnehmer an der Exkursion teil. Zu Anfang wurde für alle Menschen, die sich für Tagfalter interessieren und sich weiter mit ihnen beschäftigen wollen auf den Feldführer von SETTELE et al. 2025: SCHMETTERLINGE. Die Tagfalter und Widderchen Deutschlands, 4. Erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage , verwiesen. Ein weiteres nützliches Hilfsmittel ist die Schmetterlings-App“ ObsIdentfy“ . Diese App ist kostenlos im Netz herunterzuladen. Hier ist der Schwerpunkt auf Schmetterlinge gelegt und bei der Anwendung benutzerfreundlich gemacht und bringt in der Regel brauchbare Ergebnisse im Gegensatz zu vielen anderen Schmetterlings Apps. Bei den Ergebnissen sollte bei Unsicherheit aber immer gegen gecheckt werden. Im Netz ist da die Plattform „ Lepiforum “ ( www.lepiforum.org ) zu nennen. Die Exkursion begann mit der blütenreichen Fettwiese unterhalb des Kalkmagerrasen. Hier wurde den Teilnehmern vermittelt, dass es sich um eine große Seltenheit handelt in dem sonst intensiv bewirtschafteten Kulturland. Die meisten Grünländer haben bis auf Löwenzahn so gut wie keine Blütenpflanzen mehr. Durch häufige Mahd und Gülledüngung sind die meisten Grünländer verödet und können nicht mehr von Schmetterlingen zum Überleben genutzt werden. Auf dieser blütenreichen Fettwiese konnte auch gleich ein absolutes Highlight gesichtet werden. Hier flog der Komma-Dickkopffalter ( Hesperia comma ) . Dieser Dickkopffalter ist in Hessen stark gefährdet und bundesweit in der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Komma-Dickkopffalter mit eindeutigen Merkmalen der Unterseite der Flügel Die Situation des Komma-Dickkopffalters wird vielerorts besser eingeschätzt als sie tatsächlich ist, da er leicht mit der häufigeren Art des Rostfarbigen Dickkopffalters verwechselt wird. Der Komma-Dickkopfalter hat scharf abgegenzte weißliche Flecken auf der Unterseite von Vorder- und Hinterflügel. Beim Rostfarbigen Dickkopffalter sind diese Flecken blassgelb und kontrastieren wenig mit der hellbraunen Grundfärbung. An diesem Beispiel wurde schon deutlich worauf es mir ankam, dass man bei der Bestimmung ganz oft auch die Unterseite der Falter sehen muss um sie sicher zu bestimmen können. Ganz besonders gilt dies für Bläulinge, Perlmutterfalter und Scheckenfalter. Ein weiterer erwähnenswerter Fund auf dieser Fettwiese war das Vorkommen des Mauerfuchs ( Lasiommata megera ). Mauerfuchs- Lasiommata megera – Bild von Hajo Bittner (c) Nabu Exkursion 09.08.2025 – Kalkmagerrasen Roßbach – Ameisenkopf/Keßstieg Viele Menschen kennen diesen Falter nicht oder ist ihnen auf Wiesen noch nie aufgefallen. Diese Art steht in Hessen auf der Vorwarnliste . Das heißt, es wird von einer Gefährdung ausgegangen oder kann in naher Zukunft bei weiteren negativen Ursachen (Intensivierung der Bewirtschaftung der Grünländer z.B. Düngung, hohe Mahdfolge etc.) für den Falter passieren. Der Falter konnte auch noch mehrmals auf dem Magerrasen gesichtet werden. Auch auf der Vorwarnliste Hessens steht der gesichtete Rotklee-Bläuling , der auf der Fettwiese vorkommt. Der Falter profitiert von dem hohen Anteil des Rotklees auf der Wiese. An den Blüten des Rotklees legt der Falter seine Eier ab. Die ersten Stadien der Raupen ernährt sich in den Blütenköpfen. Wird der Rotklee in dieser Zeit gemäht, geht die Raupe zugrunde. Erst die Larven im dritten und vierten Stadium fressen dann an den Blättern der Pflanze. Im weiteren Verlauf der Exkursion wurde der Wirtschaftsweg am Kalkmagerrasen begangen. Hier befinden sich bewaldete Bereiche wo sich das Waldbrettspiel ( Pararge aegeria ) und der Schornsteinfeger ( Aphantopus hyperant us ) sich wohlfühlen. Waldbrettspiel ( Pararge aegeria ) Schornsteinfeger ( Aphantopus hyperant us ) Im Bereich des Magerrasen wurden Kaisermantel ( Argynnis paphia ), Kleiner Sonnenröschen-Bläuling ( Aricia agestis ) und der Leguminosen-Weißling ( Lepti-dea sinapis ) als Arten der Vorwarnliste Hessens gesichtet. Der Leguminosen-Weißling betreibt im Vergleich den typischen Kohl-Weißling Arten eine Schutzmimikry. Die Kohlweißling Arten sind zwingend angewiesen auf senfölhaltige Pflanzen. Die Raupen speichern diese Stoffe. Die Falter sind für Vögel ungenießbar und meiden diese. Der Leguminosen-Weißling ähnelt im Aussehen der Kohlweißling Arten und wird, obwohl völlig ungiftig, von Vögeln als Nahrung gemieden. Als gefährdet Arten der Roten Liste Hessens wurden die Arten Zwerg-Bläuling ( Cupido minimus ) und der Silbergrüne Bläuling ( Lysandra coridon ) auf dem Magerrasen beobachtet. Der Kurzschwänzige Bläuling ( Cupido argiades ) konnte auch gesichtet werden. Diese Art galt noch vor wenigen Jahren in Hessen als ausgestorben . Im Zuge der Erwärmung durch den Klimawandel breitet sich die Art nach Norden wieder aus. Die Art steht bundesweit auf der Vorwarnliste . Nachdem wir den Magerrasen beobachtet hatten wechselten wir über dem Premiumpfad auf das Plateau zu einem blütenreichen Grünland, welches noch vor Jahren mit Gülle gedünkt wurde. Dem Verzicht der Düngung hat sich hier eindeutig für den Blütenreichtum positiv ausgewirkt. Neue Tagfalterarten konnten hier aber nicht festgestellt werden. Insgesamt konnten bei dieser Exkursion 21 Tagfalterarten aus fünf Familien erfasst werden. Das war für einen Tag ein sehr gutes Ergebnis. Ich glaube aber, wenn eine Erfassung auf dem Magerrasen erfolgt wäre, wären hier noch mehr Arten zum Vorschein gekommen. Außerdem wurden sechs Nachtfalterarten aus zwei Familien, die entweder tagsüber fliegen oder von uns aus der Vegetation aufgescheucht worden miterfasst. Hierzu zählten folgende Arten: Braune Tageule ( Euclidia glyphica ), Rotrand Bär ( Diacrisia sannio ) Rote Liste Art Hessen 3 (gefährdet), Raupe vom Breitflügeligen Fleckleibbär ( Spilosoma lubricipeda ), Klee-Gitterspanner ( Chiasmia clathrata ), Ockergelber Blattspanner ( Campto-gramma bilineata ) und der Braunbinden-Wellenstriemenspanner ( Scotopteryx chenopodiata ).
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